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Geschichte der Weiterbildung für Gesangstherapie

1. Vorgeschichte:
1912 – 1924 In dieser Zeit entwickelt Valborg Werbeck-Svärdström mit Hilfe und in Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner ihre Menschenkunde des Gesanges. Sie wird von Rudolf Steiner in einer letzten Aussprache am 5. Januar 1924 dazu autorisiert, die Gesangspädagogik auf anthroposophischer Grundlage zu vertreten.1

Aus diesen Jahren stammen auch die ersten Ansätze für die Gesangstherpie, die von Dr. Eugen Kolisko, Dr. Ernst Marti und Dr. Karl König aktiv begleitet und unterstützt werden.
1934 Dr. Eugen Kolisko hält nach 10-jähriger Zusammenarbeit mit V. Werbeck-Svärdström für ihre Schüler einen Vortragszyklus „Sozial-Therapeutischer Gesangskurs“, in dem wesentliche Elemente der Gesangstherapie skizziert sind.2Bei diesen Vorträgen ist auch Dr. Karl König anwesend.
1935 - 1936 Valborg Werbeck-Svärdström fasst ihre bisherigen Forschungs-ergebnisse zur Menschenkunde des Gesanges im Buch „Die Schule der Stimmenthüllung“ zusammen.
1946 – 1972 Nach ihrer Flucht aus Schlesien lebt Valborg Werbeck-Svärdström in Eckwälden bei Stuttgart, wo sie sich der Weiterentwicklung der Gesangstherapie widmet und in Zusammenarbeit mit mehreren Ärzten eine große Anzahl von Patienten betreut, die wiederum später wichtige Hilfen zur Ausbildung der folgenden, 1.Generation von Gesangstherapeuten geben können, so zum Beispiel Herman Birkenmeier und Marie-Louise Mayer.
1951 Bei einem Aufenthalt bei Dr. Karl König im Camphill-Heim von in Schottland, wird V. Werbeck-Svärdström zur Komposition des Werkes Versuch einer "Licht-Ton" Therapie angeregt, das eine weitere wichtige Grundlage für die Gesangstherapie darstellt.3
1966 – 1972 Valborg Werbeck-Svärdström unterrichtet während der letzten 5 Jahre ihres Lebens in einer Art Wettlauf mit der Zeit den Musiker Jürgen Schriefer, dem sie schließlich testamentarisch die Verantwortung für die Gesangsschule übergibt. Sie schreibt für ihn ein Übungsbuch mit alphabetisch geordneten "Heilsing-Übungen"4, das wiederum für die weitere Entwicklung der Gesangstherapie von großer Bedeutung ist.
Am 2. Februar 1972 stirbt Valborg Werbeck-Svärdström im Alter von 92 Jahren.

2. Intermezzo:
 
1979 – 2000 Während dieser Jahre arbeiten Helga Lausmann (Sie hatte in den 60’er Jahren selber 4 Jahre bei V. Werbeck-Svärdström studiert) und Thomas Adam zusammen mit den später dazu stoßenden Isolde Schoener und Gerd Zander und einer Anzahl vorübergehend mitmachender Interessierter in einem sich konsequent wöchentlich treffenden Arbeitskreis die Phänomenologie der Gesangstherapie aus, auf die jetzt die Aus- und Weiterbildung für Gesangtherapie wesentlich aufbaut.
Dieser Arbeitskreis wurde begleitet und betreut von Dr. Ute Gerlach (Sie war während vieler Jahre die Ärztin von Frau Werbeck-Svärdström und hatte selber bei ihr Unterricht.) Auch bildete sich in dieser Zeit eine wichtige Zusammenarbeit mit den holländischen Freunden Arnold Dorhout Mees und Dr. Carel Freeve (A.D. Mees war zunächst Heileurythmist, widmete sich aber dann ganz der Gesangstherapie, nachdem er bei Thea Onnes Gesangsunterricht hatte, die selber in den frühen Jahren der Gesangsschule in Hamburg studiert hatte.)
Seit 1982 findet jeweils im November, organisiert vom Arbeitskreis Dortmund die "Tagung für Gesangstherapie" statt. Hier stellen die Therapeuten ihre aktuellen Arbeitsergebnisse dar und werden im Laufe der Jahre von den Ärzten: Dr. Karel Freeve, Dr. Lothar Vogel, Dr. Andreas Rohen, Dr. Ute     Gerlach, Dr. Corinna Falk, Dr. Bruno Callegaro und anderen begleitet und menschenkundlich fundiert.5    
3. Auftakt:  
1998 - 2003
USA
Der Einladung von Channah Seidenberg und Robin Elliot folgend leitet Thomas Adam den ersten Ausbildungsgang für Gesangstherapie in Washington D.C., USA. Das Ursprünglich auf 3 Jahre angelegte Projekt wird auf Verlangen der Studierenden um 3 Jahre verlängert.
1999 In einem ausführlichen Gespräch stellt Thomas Adam dem damaligen Leiter der Medizinischen Sektion in den USA, Dr. Paul Scharff, Spring Valley NY, die Gesangstherapie vor. Dieser nimmt daraufhin die Gesangstherapie in die Zusammenhänge der Anthroposophischen Medizin in den USA auf. 
2000 Thomas Adam stellt der Leiterin der Medizinischen Sektion, Dr. Michaela Glöckler, unter Vorlage eines Lehrplanes seine Pläne für die Begründung einer Ausbildung für Gesangstherapie vor, die von dieser freudig begrüßt werden.
2000 Kurz darauf bespricht er das Vorhaben mit den Vertretern des BVAKT, Susanne Reinhold und Monica Bissegger, die ebenfalls ihre Unterstützung zusagen.

4. Begründung der Berufsbegleitenden Ausbildung für Gesangstherapie:
2001 Im Anschluss an die seit 1972 in Eckwälden bei Stuttgart stattfindende Sängertagung der Schule der Stimmenthüllung beginnt am Ostermontag 2001 der erste Ausbildungs-Kurs für Gesangstherapie mit 20 Teilnehmern.
Dr. Corinna Falk übernimmt die ärztliche Begleitung der Ausbildung.
Alle Studierenden dieses ersten Kurses sind seit vielen Jahren übend mit der Schule der Stimmenthüllung bekannt. Eine Gruppe von fünf Studierenden hat das Gesangs-Studium an der Gesangsschule von Christiaan Boele in Sylvia Koti, Finnland, absolviert. Nach der Eröffnung in Eckwälden finden die Kurse an der Windrather Talschule in Velbert-Langenberg statt.
Die Teilnehmenden können dort zu sehr günstigen Bedingungen übernachten. Durch Kolleginnen der Schule, die in der Schulküche kochen, werden alle mit vollwertigen Malzeiten verköstigt. Die zur Verfügung stehenden Üb-Räume ermöglichen ein reiches künstlerisches Arbeiten und bieten beste Voraussetzung für die Gemeinschafts-Bildung der Gesangstherapeuten.
2003 Beim Abschluss des ersten Ausbildungsganges ist als Vertreterin des BVAKT Susanne Reinhold und als Vertreterin der Medizinischen Sektion Dagmar Brauer zugegen. 18 Studierende schließen den Kurs erfolgreich ab.

5. Fortsetzung und Erweiterung
2004 - 2007 Findet der 2. Kurs mit 23 Studierenden in Velbert-Langenberg statt. Der Lehrplan ist jetzt erweitert auf 4 Jahre.
2004 - 2007
USA
Nunmehr in Santa Rosa, Kalifornien, beginnt parallel ein 2.Kurs in den USA. Das Konzept ist dahin geändert, dass die Module jetzt im Sommer 10 Tage und im Februar jeweils eine Woche dauern. Im Februar 2007 besucht Dr. Michaela Glöckler während des Abschlusses den Kurs.
2004 – 2007 Auf Einladung von Holger Lampson findet am Musikseminar Hamburg 6ein Ausbildungskurs für die langjährigen Studenten des Musikseminars und für ausgebildete Musiktherapeuten statt. Die Kurse finden dort einmal im Monat an Wochenenden statt, mit einer zusätzlichen Intensiv-Woche jeweils im Februar. Ärztlich begleitet wird der Ausbildungsgang von Dr. Achim Albrecht. Die Studierenden nehmen zusätzlich regelmäßig an den medizinischen Kursen von Dr. Fintelmann im Klinikum in Rissen teil.
2007 Nach vielen Jahren Vorbereitung beginnt in freier Zusammenarbeit mit Brasilien dem Ausbildungszentrum von Dr. Gudrun Burkardt, SAGRES7 in Florianópolis, Brasilien, der erste Ausbildungskurs für Gesangstherapie mit 24 Studierenden. Die Kurse werden organisatorisch und auch Inhaltlich betreut von Francisca Cavalcanti und Regina Arena, mit ärztlicher Betreuung durch Dr. Luigia Nardone, die selber an der Ausbildung teilnimmt. Im Oktober findet ein Kurs von 12 Tagen, im Februar von 7 Tagen und im Juni von 7 Tagen statt.(Letztere Kurse mit Gastdozenten aus Europa und aus Brasilien) Der Kurs schließt 2010 mit 20 Absolventen ab. Zum künstlerischen Abschluss wird in Florianópolis und im Zentrum der Anthroposophischen Gesellschaft von Sao Paulo die "Licht-Ton Therapie" von V. Werbeck-Svärdström mit der dazugehörigen Eurythmie aufgeführt.
2008 – 2011 Im 3. Kurs in Langenberg wird das Studien-Konzept dahin ergänzt, dass die gesanglich-künstlerische Arbeit deutlich verstärkt wird. Christa Waltjen (Sie hatte selber bei V. Werbeck-Svärdström Unterricht) gibt Einzelunterricht in kleinen Gruppen und übernimmt die Leitung des Chores, der jetzt abends immer die Arbeitstage beschließt.
2012
Brasilien
Im Juni 2012 beginnt in Florianópolis der 2. Kurs mit 30 Teilnehmenden, nunmehr administrativ integriert in SAGRES.
(Der Abschluss ist vorgesehen für Juni 2016)
2012 In Zusammenarbeit mir Pernille Ritsch, Freiburg und einer Gruppe von jungen Ärzten beginnt der erste Weiterbildungskurs für Gesangstherapie in Pirque, Chile, mit 22 Teilnehmern.
2012 Nach Ostern beginnt der 4. Kurs unter dem geänderten Namen „Berufsbegleitende Weiterbildung für Gesangstherapie“ mit 26 Teilnehmern. Das Kurrikulum beinhaltet jetzt verstärkt die musikalische Phänomenologie, die von den Musiktherapeutinnen und Absolventinnen früherer Ausbildungskurse für Gesangstherapie, Andrea Stückert und Stefanie Aurig, unterrichtet wird. Der Lehrplan ist um weitere 2 Module erweitert.

Der Abschluss ist vorgesehen für Februar 2016.

August 2013 Thomas Adam
   
   
   
   
1 Siehe Valborg Werbeck-Svärdström, „die Schule der Stimmenthüllung“, Einleitung und
Biographisches von J. Schriefer. Ebenso: Maija Pietikäinen, „Des Herzens Weltenschlag“
2 Herausgegeben als Privatdruck der Schule der Stimmenthüllung
3Herausgegeben als Privatdruck der Schule der Stimmenthüllung
4Ein Teil dieser Übungen wird im Laufe der Weiterbildung erarbeitet.
Die Studierenden bekommen eine vollständige Abschrift.
5Siehe: „30 Tagung für Gesangstherapie"
6Heute hat das Institut den Namen „Schnittke Akademie International“
7Siehe: www.asssagres.org.br